Die Kursteilnehmerin robbt seit zehn Minuten auf dem Boden vor dem PC im Seminarraum herum, und die IT-Supportmitarbeiterin wundert sich, warum ein Rat suchender Kunde unter ihrer Anleitung in ein immer größeres Schlammassel gerät.

Freitag, der 13.? Nein, für Linkshänderinnen und Linkshänder 365 mal im Jahr Alltag.

Etwa 20 Prozent Linkshänderinnen und Linkshänder

Schätzungen gehen von 10 bis 15 Prozent linkshändigen Menschen aus. Eine in den Jahren 1986 bis 1989 vom Arbeitsamt Wilhelmshaven durchgeführte Untersuchung kam allerdings auf einen Wert von 22,2 Prozent. (Johanna Barbara Sattler: Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Kopf, Donauwörth 201312, S 134.)

Schlechte Arbeitsplatzgestaltung und geringes Bewusstsein

Für all diese Menschen ist die Maus, die mit straffem Kabel am Seminar-PC hängt, nur mühsam, geräuschvoll und störend auf die linke Seite zu bekommen. Auch die korrekte Befolgung der Supportanweisung: „Drücken Sie auf die linke/rechte Maustaste“, schafft bei umgedrehten Tastenfunktionen ein größeres Problem, statt ein kleines zu lösen.

Hinzu kommt der allgemeine Mangel an Bewusstsein, wie sehr sich die rechtshändig dominierte Umwelt erschwerend auf die Arbeit von linkshändigen Personen auswirkt. Die Betroffenen selbst blenden die Folgen aus – sie sind gewöhnt, Hindernisse zu kompensieren.

Linkshändigkeit kein Thema in den Betrieben

In den Schulen ist das Thema Linkshändigkeit zumindest theoretisch angekommen. In den Unternehmen bleibt auf dem Weg zum handgerechten Arbeitsplatz aber noch sehr viel zu tun.

Eine Aufgabe der Betriebe lautet, Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Leistungen erbringen können. Dazu gehören zum Beispiel:

  • passende Arbeitsmittel (Schere und Collegeblock für Linkshändige),
  • neutrale Gegenstände (eine simple Maus statt einer ergonomischen, wenn links- und rechtshändige Personen am selben Computer arbeiten),
  • ein richtig gestalteter Arbeitsplatz (Einfall des Tageslichts von der rechten Seite bei linker Schreibhand),

Risikominimierung in Arbeit und Ausbildung

Auch die Arbeitsabläufe an Fließbändern und Maschinen sind standardmäßig auf den Gebrauch der rechten Hand zugeschnitten. Linkshänderinnen und Linkshänder müssen hier mit der schwachen Hand zupacken. Nach Verletzungen und frustrierenden Erfahrungen wechseln sie in den für sie oft nur zweitbesten Beruf (Ö1-Sendung „Momente“ vom 6. und 7. März 2018).

Neben der Arbeitsorganisation sind also auch die für die Ausbildung Verantwortlichen in den Firmen gefragt.

Notwendig – Sinnvoll – Machbar

Wer linkshändiges Personal fördern möchte, muss nicht gleich den gesamten Betrieb auf den Kopf stellen. In einem ersten Schritt lohnt es sich, die Frage zu stellen: „Wie mache ich das mit links?“ Sehr rasch erhält man eine Liste von Dingen, die nicht passen oder fehlen. Danach kategorisiert man die Punkte in „unbedingt nötig“, „wichtig“ und „veränderbar“. Das unbedingt Nötige ändert man sofort, das Wichtige bald, das Veränderbare im Laufe der Zeit.

Die Faustregel für die Umsetzung lautet daher: Notwendig – Sinnvoll – Machbar.
Für ein gutes Miteinander von links und rechts.


Dieser Fachbeitrag wurde uns freundlicherweise von Susanne Scheit, HANDGERECHT Susanne Scheit e.U. zur Verfügung gestellt.

HANDGERECHT Susanne Scheit e.U.
Sterngasse 3/2/6
1010 Wien
Mobil: +43 (0) 681/8160 2977
E-Mail: susanne.scheit@handgerecht.at
Website: www.handgerecht.at